Oktober 2024
Europas wirtschaftliche Erholung setzt sich in diesem Jahr dank der entschlossenen Reaktion auf die Krisen fort. Doch das Wachstum bleibt weit hinter dem Potenzial zurück. Die Aussichten für dieses und das nächste Jahr werden von weitgehender Unsicherheit bezüglich der anhaltend hohen Kerninflation, der Ausrichtung der Wirtschaftspolitik und den Auswirkungen der geopolitischen Konflikte gedämpft. Längerfristig wird das Potenzialwachstum nicht nur durch das anhaltend schwache Produktivitätswachstum gebremst, sondern auch durch die unklaren Auswirkungen der Fragmentierung, des Klimawandels und anderer struktureller Veränderungen. Das Wachstum würde sowohl kurz- als auch langfristig gestärkt, wenn sich die politische Ungewissheit in wesentlichen Punkten ausräumen und strukturelle Hindernisse beseitigen lassen.
Für 2024 und 2025 wird weiterhin mit einer leichten Wachstumssteigerung gerechnet. Die Prognose für die fortgeschrittenen Volkswirtschaften Europas und die Region Zentral-, Ost- und Südosteuropa (Central, Eastern, and Southeastern Europe, CESEE) bleibt weitgehend unverändert mit Wachstumsraten von 1,0 bzw. 2,3 Prozent für 2024 und 1,4 bzw. 3,1 Prozent für 2025. Die allmähliche Belebung der privaten Inlandsnachfrage, gestützt durch eine weitere Rückführung der Inflation und die schrittweise Lockerung der Finanzierungsbedingungen, dürfte die Auswirkungen der erforderlichen Haushaltskonsolidierung mehr als wettmachen. Allerdings gestaltet sich der Aufschwung in Europa im Vergleich zu früheren Krisenzeiten langsamer, und für den Ausblick bestehen Abwärtsrisiken. Die Inflationsziele werden in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften Europas Mitte 2025 erreicht werden. Angesichts der anhaltend hohen Kerninflation werden die Ziele in den CESEE-Ländern jedoch erst 2026 erreicht werden.